Chaos im Kopf: Ursachen für die kognitive Störung
Wenn das Gehirn streikt, herrscht Chaos im Kopf. Verwirrung, ein Mangel an Konzentration und Gedächtnisschwierigkeiten können Symptome einer leichten kognitiven Beeinträchtigung sein.
Aber wie kommt es überhaupt dazu? Welche verschiedenen Ursachen kann eine leichte kognitive Störung haben?

Die Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit ist die Krankheit, die auch zur Alzheimer-Demenz führt. Hier lagern sich über Jahre hinweg falsch gefaltete Proteine (Eiweiße) im Gehirn ab. Durch diese Verklumpungen sterben letztendlich die Nervenzellen ab und das Gehirn schrumpft.
Bis es soweit kommt gibt es allerdings einige Vorstadien. Manche Menschen haben zwar die alzheimer-typischen Verklumpungen und entwickeln nie die demenziellen Symptome! Zu Beginn der Erkrankung treten meist keine Symptome auf. Es kann Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis Veränderungen auftreten.
Das fällt Betroffenen manchmal auf und sie verspüren einen Leidensdruck. Diese Phase bezeichnet man als “subjective cognitive decline”, also subjektiv wahrgenommenen kognitiven Verfall. Eine MCI (“mild cognitive impairment” oder: leichte kognitive Störung) oder Demenz ist hier noch nicht diagnostizierbar. Allerdings werden die geistigen Fähigkeiten spürbar schlechter.
Verschlechtert sich diese, führt sie in eine Alzheimer-Demenz. Dementsprechend geht jeder Alzheimer-Demenz eine MCI-AD voraus, aber nicht jede MCI führt in die Demenz.
Der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz ist hier noch einmal für Sie erklärt.
Infektionen können Chaos im Kopf verursachen
Eine weitere Ursache für Chaos im Kopf können Infektionen sein. Diese sind häufig viraler Natur. Das heißt: ein Mensch infiziert sich mit einem Virus, z. B. SARS-CoV-2, FSME (Zecken!) oder Herpes-Simplex.
Häufig hat die Infektion keine langfristigen Folgen. In einigen Fällen greift das Virus aber auch Teile des Gehirns an, oder es kommt zu einer sogenannten Encephalitis. Darunter versteht man eine Entzündung des Gehirns.
Auch durch die entzündlichen Prozesse im Körper gelangen Entzündungsbotenstoffe über den Blutkreislauf ins Gehirn und können sich auf dieses auswirken. So kommt es ebenfalls zu einem Absterben von Nervenzellen. Abhängig davon, wo die Zellen absterben, sind unterschiedliche Funktionen betroffen.
Es ist schwer zu sagen, wie häufig eine MCI nach einer Infektion auftritt. Oft wird sie nicht explizit diagnostiziert und die Raten sind von Virus zu Virus unterschiedlich.
Als Beispiel: Eine Studie von Hahn et al. (2012) untersuchte Patient:innen, die zuvor eine akute Encephalitis nach einer Herpes-Simplex-Virus Typ 1 Infektion erlitten hatten.
40-58% (!) der Patient:innen hatten nach der Encephalitis schwere Gedächtnisstörungen. Auch 3 Jahre (!) nach der Encephalitis zeigten 80% immer noch leichte kognitive Beeinträchtigungen. [3]
Vergiftungen
Bei einer Vergiftung durch Drogenkonsum, bestimmte Medikamente oder auch Gase können kognitive Beeinträchtigungen verursacht werden.
Alkohol ist, auch wenn gesellschaftlich akzeptiert, ein Nervengift. Als solches hat es nicht nur Auswirkungen auf unsere Leber, sondern natürlich auch auf das Gehirn! Schon während des Rausches bemerken wir z. B. ein gestörtes Gleichgewicht, Probleme mit der Sprachproduktion, Desorientierung und Enthemmung.
Betroffen sind bei Alkohol vor allem das Frontalhirn und das Kleinhirn, das Cerebellum.
Das Frontalhirn ist die Kontrollzentrale für unser Verhalten – Arbeitsgedächtnis, Konzentration und Aufmerksamkeit werden hier gesteuert. Auch komplexe Fähigkeiten wie die Regulation von Emotionen, Handlungsplanung und Entscheidungsfindung sind hier verortet.
Das Cerebellum ist für seine Rolle in der Körperhaltung, Bewegung und der Steuerung autonomer Funktion wie dem Atmen und Herzschlag bekannt. Auch die Erinnerung von Bewegungsabläufen findet teilweise hier statt.
Bei einem geringen Konsum werden diese Gehirnbereiche vorübergehend beeinträchtigt, bei starkem und anhaltendem Konsum (z. B. bei einer Alkoholsucht) führt das aber auch zum Absterben der grauen Zellen. Bildgebende Studien zeigen: nach einer Alkoholsucht kann das Frontalhirn um 23% schrumpfen!
Auch die weißen Zellen, die die grauen Zellen wie Kabel isolieren und so die Kommunikationsgeschwindigkeit erhöhen, können angegriffen werden. So kommt es zu einer allgemeinen Verlangsamung kognitiver Prozesse.
Wichtig sind auch Botenstoffe wie z. B. Dopamin. Dieses regelt, wann unsere Zellen feuern und miteinander kommunizieren. Bei manchen Drogen (z. B. Crystal Meth) wird beim High so viel Dopamin ausgeschüttet, dass die Sensoren dafür “abstumpfen”. Dadurch kommt das System aus dem Gleichgewicht. Das körpereigene Dopamin reicht nicht aus, um eine normale Funktion des Gehirns zu erreichen. Die Folge kann eine kognitive Beeinträchtigung sein.